Am ersten Samstag im November feiert der Österreichische Teeverband traditionell den Tag des Tees und läutet damit auch die heimische Hochsaison für das beliebte Heißgetränk ein. Wie trinken Sie Ihren Tee? Heiß und süß? Mit oder ohne Milch? Warum nicht mal mit einem Stück Butter? Oder einer ordentlichen Prise Gewürze? Rund um den Globus gibt es zahlreiche Teetraditionen und Zeremonien. Lassen Sie sich inspirieren!
Tea Time – Tradition mit Kultur & Stil
Wer Tee denkt, denkt auch England. Obwohl die Teepflanze dort nicht mal angebaut wird, ist die Teekultur der Insel weltbekannt und die Briten zählen nach den Chinesen und Ostfriesen zu den Weltmeistern im Teetrinken. War der Tee zu Kolonialzeiten ein exklusives und hochbesteuertes Importprodukt aus China, das sich nur die Oberschicht leisten konnte, ist er nun das Alltagsgetränk der Briten schlechthin. Er weckt die Lebensgeister, er beruhigt, er tröstet, er wärmt – für die Briten gibt es keine Situation, in der Tee nicht passend wäre.
Wichtigste Zutat: Zeit. Der britische Afternoon Tea trotzt der Hektik unserer Zeit und verlangt nach Zeit für Zubereitung als auch ein Zelebrieren des Genusses.Traditionell wird in Großbritannien ein kräftiger, aromatischer Schwarztee – meist aus der Region Assam, Ceylon oder Darjeeling – in einer Kanne mit kochendem Wasser aufgegossen.
Eine echte Glaubensfrage ist bei den Briten die Zugabe von Milch, wodurch der kräftige Tee milder wird: Mif oder Tif? Also zuerst kalte Milch in die Tasse und dann mit Tee auffüllen (Milk in first) oder umgekehrt – „Tea in first“. Weitere wichtige Bestandteile einer stilechten englischen Tea-Time: Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream.
Vom guten Geruch und guten Geschmack
Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Ein Tag ohne Tee, ist ein Tag ohne Freude“. Die Kultivierung der Teepflanze und des Teetrinkens ist in der chinesischen Kultur fest verankert. China gilt sozusagen als die Wiege des Tees, von dort trat er seinen Siegeszug rund um den Globus an.
Der Ablauf einer chinesischen Teezeremonie ist nicht so aufwendig wie die japanische und dient mehr dem gemeinsamen Teetrinken. Die Teekanne und die Teeschalen werden vom Teemeister mit heißem Wasser gespült, um sie zu wärmen. Im Anschluss wird die passende Menge an Teeblättern im Teekessel mit heißem Wasser aufgegossen. Dieser erste Aufguss, auch „Aufguss des guten Geruchs“, wird in der Regel nicht getrunken, weil er sehr bitter ist. Beim zweiten Aufguss ziehen die Teeblätter bis zu einer halben Minute, bevor der Tee in eine weitere Kanne und von dort in die Teeschalen gegossen wird. Es handelt sich dabei nun um den „Aufguss des guten Geschmacks“.
Gib mir Zucker!
Die langen, kalten Winter Russlands legen nahe, dass dort vor allem Wärmendes ins Glas kommt. So trinken laut einer Studie 82 Prozent aller Russen täglich eine Tasse Tee, in erster Linie Schwarztee, aber auch immer mehr Grüntee.
Traditionell wird dabei ein sogenannter Samowar verwendet, der eine zweistufige Zubereitung des Tees ermöglicht. Dabei wird ein mit Wasser befüllter Kupfer- oder Bronzekessel beheizt. Oben auf dem Samowar steht die sogenannte „Tscheinik“, eine kleine Kanne, in der ein stark konzentrierter Tee aus ganzen Teeblättern gekocht wird. Diese wird mit dem heißen Wasser aus dem Samowar in einem Teeglas verdünnt.
Wichtiges Detail: Milch oder Obers kommen den Russen nicht in die Teetasse, dafür wird der Tee – ähnlich wie in der Türkei – ordentlich gesüßt: mit Zucker oder auch mit süß-saurer Ribiselmarmelade, die in den Tee gegossen oder löffelweise dazu gegessen wird.
Rühren verboten
Eine Sonderstellung in Europa nimmt Ostfriesland ein. Getrunken werden vor allem spezielle Schwarzteemischungen, die eigens von ostfriesischen Teeexperten gemischt werden.
Ein ostfriesisches Sprichwort besagt: „Der Tee wie Öl, die Sahne wie ein Wölkchen und der Kandis wie ein Schleifstein.“
Damit wird auf die klassische Zubereitung des Ostfriesentees angespielt: Zuerst wird ein großes Stück Kandiszucker in die typischerweise eher kleine Tasse gelegt, dann wird Tee darüber gegossen und am Ende noch ein Schuss flüssigen Obers hinzugefügt. Der zum Tee gereichte Löffel darf allerdings keineswegs zum Umrühren verwendet werden, sondern dient als Symbol, wenn der Teedurst gestillt ist.
Einmal Butter und Salz, bitte!
Auch wenn die tibetische Teekultur hierzulande nicht bekannt ist, so zeichnet sie sich durch eine bemerkenswerte Eigenheit aus. In Tibet gilt Tee als Nahrungsmittel. Denn durch die Zugabe von Butter wird jede Tasse Tee sehr nahrhaft – gemeint ist der sogenannte Yak-Buttertee, „Po cha“.
Dabei wird der gepresste Teeziegel zu Pulver vermahlen und für längere Zeit in einem Kessel mit Wasser über dem Feuer geköchelt. Anschließend wird das Getränk in ein Holzgefäß gegossen und mit Yak Butter verdünnt und mit Salz abgeschmeckt. Diese Mischung wird erneut erhitzt und dann serviert.
Wichtig: in Tibet darf die Teetasse nur bis zur Hälfte ausgetrunken werden, bevor der Teemeister sie erneut auffüllt. Während den kleinen Schlucken gilt es Geschmack und Qualität des Tees zu loben.
Der Buttertee ist das optimale Nahrungsmittel für die Einwohner der kargen und extremen Klimaregionen in Tibet, aber auch in Nepal und Bhutan.
Nicht ohne Gewürze
Indien ist das Land der Gewürze – das zeigt sich auch beim Teegenuss, der fester Bestandteil des indischen Alltags ist. Anders als in Ostasien existiert in Indien keine einheitliche Teekultur. So wirken teilweise immer noch die Einflüsse der britischen Kolonialmacht nach und die indische Oberschicht orientiert sich an der klassischen Tea time. Am weitesten verbreitet ist allerdings der Masala Chai. Dabei wird Schwarztee mit Gewürzen wie Kardamom, Zimt, Kurkuma und ähnlichen verfeinert und mit Milch aufgekocht. Je länger das Getränk gekocht wird, desto intensiver der Geschmack. Zum Süßen wird Honig verwendet.
Erfrischend gesund
Was den Engländern ihr Schwarztee ist den Marokkanern ihr Minztee. Als Nationalgetränk wird er den ganzen Tag über getrunken. Dabei wird zuerst der Grüntee mit wenig Wasser übergossen und im Teekessel aufgekocht. Der Grüntee sorgt für die belebende Wirkung. Der erste Sud wird weggeschüttet, um den bitteren Geschmack zu vermeiden. Dann wird frische, marokkanische Minze, genannt Nana, dazugegeben, mit Wasser aufgefüllt und gut durchgekocht.
Ein Muss: die Zugabe von Zucker. Traditionell wird der marokkanische Minztee sehr süß und aus kleinen Gläsern getrunken. Dabei wird der Tee vom Gastgeber mehrmals von der Teekanne in die Gläser und wieder zurückgeschüttet. So entsteht die perfekte Mischung aus Tee und Zuckerschaum.
Durch die Zubereitung mit den frischen Blättern schmeckt der Tee sehr intensiv. Man sagt ihm eine erfrischende und heilende Wirkung nach.
Höchste Kunst
Eine japanische Teezeremonie ist sehr komplex und enthält viele unterschiedliche Facetten. Getrunken wird ausschließlich Grüner Tee. Der gesamte Ablauf basiert auf der Philosophie des buddhistischen Zen und ist genau definiert. Um dem meditativen und spirituellen Gedanken gerecht zu werden, findet die Teezeremonie in schlichten Teehäusern statt.
Begonnen wird mit dem Servieren eines ersten leichten Tees im Garten des Teehauses. Von dort geht es in einen offenen Pavillon, wo die traditionelle Reinigung von Mund und Händen in Anwesenheit des Teemeisters vollzogen wird. Erst jetzt werden die Gäste in das eigentliche und schlichte Teehaus eingelassen – auf den Knien durch eine kleine Öffnung, um den Geist demütig zu machen. Nach einem leichten, kleinen Mahl müssen die Gäste das Teehaus verlassen, bevor sie es nach fünfmaligen Gong erneut betreten dürfen und der Teemeister mit der Zeremonie fortfährt. Mit harmonischen, fließenden Bewegungen bereitet der Teemeister vor den Augen der Gäste den Tee zu und serviert ihn. Erst nach dem Trinken des Tees wird das Schweigen gebrochen. Typisch für eine japanische Teezeremonie ist auch der Einsatz von zahlreichen Utensilien, wie Teeschalen, Dosen, Gefäßen, Teebambuslöffeln und Teebesen.
Rot-weiß-rote Teekultur
Starre Regeln und festgeschriebene Teezeremonien sucht man hierzulande vergeblich. Viel mehr gilt in Österreich: erlaubt ist, was schmeckt. Und das sind vor allem Früchte und Kräutertees, die hierzulande fast 80 Prozent des gesamten Teekonsums ausmachen.
Heute sind es immer wieder neue Trends und Spezialitäten, die die österreichische Teekultur beleben und die Beliebtheit von Tee fördern – vom süßlichen Rooibostee über den erfrischenden Matcha bis hin zu aromatischen Mischungen mit Gewürzen. Vor allem der gesundheitsbewusste und genussorientierte Teekonsum setzt dabei positive Impulse.
„Wie kaum ein anderes Getränk bietet Tee für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis eine passende Sorte bzw. Mischung. Ob Genuss, Gesundheit und der Wohlfühlfaktor im Vordergrund steht – Tee ist vielfältig und abwechslungsreich. Das schätzen die Österreichischen Teetrinker. Gemeinsam feiern wir am 3. November wieder den Tag des Tees und stellen dabei seine vielen Facetten in den Mittelpunkt“, so Andrew Demmer, Präsident des Österreichischen Teeverbandes.
20. Tag des Tees, 3. November 2018