Eine Welt ohne Tee? Undenkbar! Deswegen wird rund um den Globus am 21. Mai 2021, auf Initiative der Vereinten Nationen zum zweiten Mal in Folge der „International Tea Day“ (Internationaler Tag des Tees) zelebriert. Der Tag soll das Bewusstsein für die Bedeutung von Tee als wertvolles Lebensmittel in den Fokus lenken. Zu diesem Anlass macht der Österreichische Teeverband einen kleinen Streifzug durch die zahlreichen Teetraditionen und Zeremonien verschiedenster Länder.
„Als Österreichischer Teeverband begrüßen und unterstützen wir diese Initiative der Vereinten Nationen. Es ist uns allen gemeinsam ein Anliegen, Wertschätzung und Aufmerksamkeit für das nach Wasser, meist konsumierteste Getränk der Welt, zu fördern. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Teebauern über die Produzenten und Handel bis hin zum Konsumenten, ist es essentiell, das Bewusstsein für die Bedeutung von Tee sowohl als Hauptbeschäftigungs- und Einkommensquelle für unzählige Familien als auch für Nachhaltigkeit im Bereich Produktion und Konsumation voranzutreiben“, erklärt Stephan Krömer, Präsident des Österreichischen Teeverbandes.
In Österreich wächst die Beliebtheit von Tee ständig, vor allem Früchte- und Kräutertees stehen, auch mit immer wieder neuen Sorten und Spezialitäten hoch im Kurs. Die österreichische Teekultur lebt von der Vielfalt und wird vom gesundheitsbewussten und genussorientierten Teekonsum getragen. Ein Blick auf den Globus zeigt hingegen, vielerorts sind es klar festgeschriebene Zeremonie und jahrhundertelange Tradition, die Tee zu einem festen Bestandteil der verschiedenen Kulturen machen.
Tea Time – Tradition mit
Kultur & Stil
Wer Tee denkt, denkt auch England. Obwohl die Teepflanze dort nicht mal
angebaut wird, ist die Teekultur der Insel weltbekannt und die Briten zählen
nach den Chinesen und Ostfriesen zu den Weltmeistern im Teetrinken.
Wichtigste Zutat: Zeit. Der britische Afternoon Tea trotzt der Hektik unserer Zeit und verlangt nach Zeit für Zubereitung als auch ein Zelebrieren des Genusses. Traditionell wird in Großbritannien ein kräftiger, aromatischer Schwarztee – meist aus der Region Assam, Ceylon oder Darjeeling – in einer Kanne mit kochendem Wasser aufgegossen.
Eine echte Glaubensfrage ist bei den Briten die Zugabe von Milch, wodurch der kräftige Tee milder wird: Mif oder Tif? Also zuerst kalte Milch in die Tasse und dann mit Tee auffüllen (Milk in first) oder umgekehrt – „Tea in first“. Weitere wichtige Bestandteile einer stilechten englischen Tea-Time: Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream.
Vom guten Geruch und guten
Geschmack
Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Ein Tag ohne Tee, ist ein Tag ohne
Freude“. Die Kultivierung der Teepflanze und des Teetrinkens ist in der
chinesischen Kultur fest verankert. China gilt sozusagen als die Wiege des
Tees, von dort trat er seinen Siegeszug rund um den Globus an.
Der Ablauf einer chinesischen Teezeremonie ist nicht so aufwendig wie die japanische und dient mehr dem gemeinsamen Teetrinken. Der erste Aufguss, auch „Aufguss des guten Geruchs“, wird in der Regel nicht getrunken, weil er sehr bitter ist. Beim zweiten Aufguss ziehen die Teeblätter bis zu einer halben Minute, bevor der Tee in eine weitere Kanne und von dort in die Teeschalen gegossen wird. Es handelt sich dabei nun um den „Aufguss des guten Geschmacks“.
Gib mir Zucker!
Die langen, kalten Winter Russlands legen nahe, dass dort vor allem Wärmendes
ins Glas kommt. So trinken laut einer Studie 82 Prozent aller Russen täglich
eine Tasse Tee, in erster Linie Schwarztee, aber auch immer mehr Grüntee. Traditionell
wird dabei ein sogenannter Samowar verwendet, der eine zweistufige Zubereitung
des Tees ermöglicht. Wichtiges Detail: Milch oder Obers kommen den Russen
nicht in die Teetasse, dafür wird der Tee – ähnlich wie in der Türkei –
ordentlich gesüßt: mit Zucker oder auch mit süßsaurer Ribiselmarmelade, die in
den Tee gegossen oder löffelweise dazu gegessen wird.
Rühren verboten
Eine Sonderstellung in Europa nimmt Ostfriesland ein. Getrunken werden vor
allem spezielle Schwarzteemischungen, die eigens von ostfriesischen Teeexperten
gemischt werden.
Ein ostfriesisches Sprichwort besagt: „Der Tee wie Öl, die Sahne wie ein Wölkchen und der Kandis wie ein Schleifstein.“
Damit wird auf die klassische Zubereitung des Ostfriesentees angespielt: Zuerst wird ein großes Stück Kandiszucker in die typischerweise eher kleine Tasse gelegt, dann wird Tee darüber gegossen und am Ende noch ein Schuss flüssigen Obers hinzugefügt. Der zum Tee gereichte Löffel darf allerdings keineswegs zum Umrühren verwendet werden, sondern dient als Symbol, wenn der Teedurst gestillt ist.
Einmal Butter und Salz,
bitte!
Auch wenn die tibetische Teekultur hierzulande nicht bekannt ist, so zeichnet
sie sich durch eine bemerkenswerte Eigenheit aus. In Tibet gilt Tee als
Nahrungsmittel. Denn durch die Zugabe von Butter wird jede Tasse Tee sehr nahrhaft
– gemeint ist der sogenannte Yak-Buttertee, „Po cha“.
Dabei wird der gepresste Teeziegel zu Pulver vermahlen und für längere Zeit in einem Kessel mit Wasser über dem Feuer geköchelt. Anschließend wird das Getränk in ein Holzgefäß gegossen und mit Yak Butter verdünnt und mit Salz abgeschmeckt. Diese Mischung wird erneut erhitzt und dann serviert.
Nicht ohne Gewürze
Indien ist das Land der Gewürze – das zeigt sich auch beim Teegenuss, der
fester Bestandteil des indischen Alltags ist. Am weitesten verbreitet ist der
Masala Chai. Dabei wird Schwarztee mit Gewürzen wie Kardamom, Zimt,
Kurkuma und ähnlichen verfeinert und mit Milch aufgekocht. Zum Süßen wird Honig
verwendet.
Erfrischend gesund
Was den Engländern ihr Schwarztee, ist den Marokkanern ihr Minztee. Als
Nationalgetränk wird er den ganzen Tag über getrunken. Dabei wird zuerst der
Grüntee mit wenig Wasser übergossen und im Teekessel aufgekocht. Der Grüntee
sorgt für die belebende Wirkung. Der erste Sud wird weggeschüttet, um den
bitteren Geschmack zu vermeiden. Dann wird frische, marokkanische Minze,
genannt Nana, dazugegeben, mit Wasser aufgefüllt und gut durchgekocht. Ein
Muss: die Zugabe von Zucker. Traditionell wird der marokkanische Minztee sehr
süß und aus kleinen Gläsern getrunken.
Höchste Kunst
Eine japanische Teezeremonie ist sehr komplex und enthält viele
unterschiedliche Facetten. Getrunken wird ausschließlich Grüner Tee. Der
gesamte Ablauf basiert auf der Philosophie des buddhistischen Zen und ist genau
definiert. Um dem meditativen und spirituellen Gedanken gerecht zu werden, findet
die Teezeremonie in schlichten Teehäusern statt.
International Tea Day
21. Mai 2021