Die große Hitze ist vorerst mal vorbei, die Nächte angenehm und der eine oder andere wieder bereit für eine gute Tasse warmen Tee. Doch auch bei Hitze im Sommer eine warme Tasse Tee zu trinken ist aus Sicht der TCM keinesfalls widersprüchlich. Im Gegenteil, es kostet unseren Körper viel mehr Energie (Qi) ein eiskaltes Getränk aufzuwärmen, als wenn es lauwarm getrunken wird.

Die Traditionell Chinesische Medizin (TCM) hat eine Jahrtausende Jahre alte Tradition und trachtet immer nach dem Gleichgewicht.

Um gesund zu bleiben und ein Höchstmaß an Vitalität zu erreichen, sollten wir also stets danach trachten, im Ausgleich mit der Natur IN uns und UM uns zu leben. Die Natur UM uns ist dabei sehr stark von klimatischen Verhältnissen abhängig, die in unseren Breitengraden abhängig ist vom Wechsel der vier Jahreszeiten. Jede Jahreszeit bringt eine andere Qualität, auch andere Emotionen und Organe mit sich, die besondere Aufmerksamkeit verlangen und mit dem Wissen der TCM positiv unterstützt werden können. Im Sommer spielt vor allem der Ausgleich zwischen den beiden Polen Yin (Kälte) und Yang (Hitze) eine große Rolle.

Tee ist dafür eine ganz wunderbare Möglichkeit und genießt in China bzw. im gesamten fernöstlichen Raum eine lange Tradition. Er wird nicht nur als Genuss- sondern auch als Heilmittel eingesetzt. 

Neben der unterschiedlichen thermischen Wirkung auf den Körper, also ob er sich etwa kühlend oder wärmend auswirkt, erreicht jeder Tee auch unterschiedliche Organe bzw. kann auch auf Gefühlsebene ausgleichend wirken.
 

Petra Pfann

Petra Pfann

Petra Pfann arbeitet seit 10 Jahren als selbständige TCM Ernährungsberaterin mit eigener Praxis in 1230 Wien. Sie hält regelmäßig 5-Elemente-Workshops, Vorträge und Kochkurse in ganz Österreich. Passende Kräuter und Tees spielen dabei eine ganz entscheidende Rolle. Auch ganz privat vergeht kein Tag im Leben von Petra Pfann ohne mindestens eine Tasse guten Tee zu genießen. Auch im Sommer nicht.

Ihre Lieblingsjahreszeit ist zweifelsohne der Frühling – wenn alles wieder zu frischem Grün und neuem Leben erwacht und sie auch auf ihrer Terrasse wieder Kräuter hegen und pflegen und natürlich auch ernten darf.

Ihr absoluter Favorit unter all den Sommertees ist der Thé à la menthe. „An heißen Sommertagen jenseits der 30 °C Marke kann ich mir wirklich nichts Besseres vorstellen als eine Tasse Thé à la menthe. Das erfrischende Aroma der Nana Minze erfreut mein Herz und über die leicht aktivierende Wirkung des Grüntees freut sich mein Kreislauf.“

The á la Menthe BIO

Sommer und TCM

Der Sommer wird in der TCM mit der Zeit der Expansion, also der Ausbreitung in alle Richtungen gleichgesetzt. Lebensfreude und Leichtigkeit stehen auf der Tagesordnung. Aber auch mitunter hohe Temperaturen und große Hitze. Da braucht unser Körper schon ab und zu gesunde Abkühlung.

Nicht ganz zufällig wurde dem Element Feuer die rote Farbe zugeordnet, erstrahlt die Natur doch in dieser Jahreszeit in allen Farben und die rote Farbe ist dabei ganz vorne dabei. Es ist deshalb auch anzuraten, dass unser Speiseteller im Sommer so bunt wie möglich bestückt ist. Grünes Gemüse, gelbe Blüten, rote Beerenfrüchte und bunte Wildkräuter machen unsere Sommerküche zu einem wahren Augenschmaus. Die Organe Herz und Dünndarm werden ebenfalls der Jahreszeit Sommer bzw. der Wandlungsphase Feuer zugeordnet. Es ist eine Zeit, in der wir besonders gut Acht geben sollten auf unser Herz. Zu viel Aktivität und Stress bei zu wenig Schlaf und Erholung, können unsere Herz-Energie schwächen. Zahlreiche Lebensmittel, Kräuter und Tees sind wunderbar dafür geeignet, unser „inneres Feuer“ zu besänftigen und helfen uns wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Hier kommen nun neben wertvollen Kräutertees auch sanfte Schwarz- oder Grünteevarianten ins Spiel, aber auch Früchtetees liefern die erwünschte Erfrischung.

Tee und TCM

Tee ist das wohl am weitesten verbreitetste Getränk der Welt. Nach alter Überlieferung beginnt diese Geschichte mit dem chinesischen Kaiser Shen-Nung, einem Gelehrten und Pflanzenkundler, der aus Gründen der Hygiene nur abgekochtes Wasser trank. An einem Frühlingsabend im Jahre 2737 vor Christus, so erzählte man sich, als Shen-Nung unter einem wilden Teebaum ruhte, wehte der leichte Wind einige Blätter in das bereits sprudelnde Wasser. Er kostete das Getränk und fand es wunderbar erfrischend und belebend. So wurde der Tee „entdeckt“. Ob diese Geschichte auf wahren Gegebenheiten basiert oder doch mehr eine mystische Überlieferung ist, werden wir wohl nie erfahren. Tatsache ist, dass Tee sowohl aus dem asiatischen wie auch aus dem europäischen Raum nicht mehr wegzudenken ist und sich seit tausenden von Jahren großer Beliebtheit erfreut.

Seit der Entdeckung des Tees ist seine gesundheitsfördernde Wirkung bekannt. Viele der früher vermuteten Wirkungen kann die moderne Forschung heute wissenschaftlich belegen. Der offensichtliche Vorzug des Tees ist seine Reinheit. Er enthält keine Konservierungsmittel und keine künstlichen Farb- oder Aromastoffe (mit Ausnahme der Zusätze von Blüten, Fruchtessenzen oder Gewürzen in aromatisierten Tees). Tee ist, wenn man ihn ohne Milch und Zucker trinkt, praktisch kalorienfrei. Er trägt überdies zu einem ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt des Körpers bei.

Verschiedene Forschungsergebnisse in den letzten Jahren deuten darauf hin, dass regelmäßiger Teegenuss Herzerkrankungen, Schlaganfall und Thrombose vorbeugen kann. Das Koffein im Tee (Schwarzer Tee, Grüner Tee, Weißer Tee, Puh Erh) erhöht die Konzentrationsfähigkeit und geistige Beweglichkeit beträchtlich. Zudem regt Tee die Verdauung und den Stoffwechsel an. Er hilft damit, giftige Stoffe und andere unerwünschte Substanzen im Körper abzubauen.

Während Schwarz- und Grüntees tendenziell eher trocknende Wirkung auf unseren Körper haben, leisten Früchtetees einen wesentlichen Beitrag, unsere Körpersäfte zu bewahren und sogar unser Blut zu nähren. Diese Fähigkeit ist natürlich an heißen Sommertagen eine sehr wohltuende. Im Sommer eine warme Tasse Tee zu trinken ist aus Sicht der TCM keinesfalls widersprüchlich. Im Gegenteil, es kostet unseren Körper viel mehr Energie (Qi) ein eiskaltes Getränk aufzuwärmen als wenn es bereits lauwarm getrunken wird.

So vielfältig die Geschmäcker unterschiedlicher Kräutertees ist, so vielfältig ist auch das Wirkungsspektrum der Kräutertees. Frei nach einem Sprichwort aus dem Volksmund ist einfach „gegen jedes Leid ein Kraut gewachsen“. Auch hinsichtlich ihrer thermischen Wirkung verhalten sich Kräutertees ganz unterschiedlich. Sie können sich kühlend, erfrischend, neutral, erwärmend oder gar erhitzend auf uns auswirken. Weiters können sie eine trocknende oder befeuchtende Wirkung auf uns haben.